Morning Yang am Indischen Ozean 2022
Von Philosophie zu Yin
Kaffee, Tabak, das schwarze Blut der Philosophierenden. Nächtelang diskutieren. Die Gedanken schweifen und sich inspirieren lassen. Sich mit den grossen Ideen der Menschheit verbinden - aber auch brachiale Landungen hinlegen, sich den Kopf zerbrechen über Umstände, die andere vielleicht gar nicht einmal kümmern, wenn sie sie überhaupt bemerkt haben. Unser Geist, das wunderbare Instrument, die Gedankenquelle: ständig sprudeln Ideen, Bilder. Visionen. Zugleich aber ein immer werkender Stressfaktor: ständig gehört etwas erledigt, besorgt, geplant. Tut sich einmal auch nur ein bisschen Leere auf, fällt sofort ein, was sich sonst noch schnell ausgehen würde. Warum nicht einmal innehalten? In YinYoga achten wir auf unseren Atem, unser Selbst, unsere Befindlichkeit in der Welt. Inspiration ist nicht nur im Kopf oder eigentlich nur sehr kurz im Kopf: io spiro - ich atme. Inspiration atmet, fliesst, ist. Der Geist nimmt sich als Einzelnes, alles andere als dort drüben, muss Weltverbundenheit erst extra denken. Ich atme tief ein. Ich schmecke die Luft. Ich lasse den Atem bewusst durch die Kehle fliessen, spüre das Heben und Senken der Bauchdecke. Wird der Atem still, beruhigt sich auch der Geist.
Was ist YinYoga?
YIN YOGA ist ein kontemplativer, selbstbewusster Yogastil und ein guter Ausgleich zu unserem zumeist "Yang-dominierten" Lebensstil: Besorgungen, Pflichten, Herausforderung und Leistung, auch der Wunsch nach aufregenden Erlebnissen. YIN YOGA wird oft als sanft beschrieben, was man aber so gar nicht sagen kann: wir gehen an die Grenzen unseres Körpers, an die Grenzen unserer Beweglichkeit und verweilen dort eine möglichst lange Zeit. Das ist fordernd. Im Körper entspricht Yang der Muskulatur, Yin dem Bindegewebe. Also geht es bei YIN YOGA darum, das Bindegewebe durch ruhige, passive Übungen weich zu machen. YIN YOGA entspannt die Muskel und erreicht die tiefer liegenden Schichten unseres Körpers, die extrazelluläre Matrix. Die Übungen stärken Gelenke, Sehnen, Bänder und das Bindegewebe, das gut 60% unseres Körpers ausmacht. Wir entspannen uns in den Posen, lassen den Atem frei fliessen, geniessen die sanfte Wirkung der Schwerkraft, finden Ruhe, treten aus der Zeit und spüren, wie wir Raum gewinnen.
Wie wirkt YinYoga?
Durch die Kombination milder Stress und tiefe Entspannung. Alles lebende Gewebe braucht ein Quantum Belastung um gesund zu sein. Belasten wir unser Gewebe zu wenig, atrophiert es und verkümmert. Belasten wir unser Gewebe zu viel, kann es sich entzünden und degeneriert ebenfalls. Im Alltag Schleppen oder stundenlang vor dem Bildschirm sitzen, meist in elendslangen Vorwärtsbeugen. Egal ob wir sitzen oder auf der Couch liegen, irgendwo muss ein Muskel büssen oder ein Gelenk, weil wir es ungewöhnlich lange belasten und dies völlig unbewusst. Gerade wenn unser Körper an seine Grenzen kommt, antwortet er mit Stress. Wir verkrampfen uns, wollen das vermeiden. In YIN YOGA gehen wir bewusst an unsere Grenzen, loten den Körper aus, spüren, nehmen wahr, auch den Schmerz, aber wir pushen nicht, wir verkrampfen uns nicht. Die tiefe Entspannung in den Yin Yoga Posen wirkt dem entgegen.
YinYoga Benefits
Flexibilität, indem wir unsere Grenzen erweitern. Mobilität, indem wir weniger Kraft brauchen. Aktiviert das parasympathische Nervensystem. Ungeahntes Körpergefühl und Körperbewusstsein. PROPRIOCEPTION: Wahrnehmung meines Körpers im Raum. INTEROCEPTION: Innenwahrnehmung meines Körpers. Löst tiefere Ebenen der Spannung. Erreicht tiefere Ebenen der Entspannung. Hilft bei der Regeneration: raste, entspanne, sei gegenwärtig, im Hier, im Jetzt, im Augenblick. Löst Ängste und Sorgen. Fördert Resilienz und Ausdauer. Balanciert die Energien. Dehnungen können Entzündungen im Körper entgegenwirken. Stärkt die Yin Yoga Komponenten.
YinYoga Komponenten
1. PHYSISCHE: Gelenke: moderate Menge von Stress verteilt die Synovialflüssigkeit. Knochen: gestärkt durch moderate Menge an Stress. Sehnen: verbinden Knochen mit Muskel. Bänder: verbinden Knochen mit Knochen. Das Bindegewebe. 2. MINDFULNESS YIN: beobachte dich, deinen Körper, deinen Geist und lasse vorbeiziehen. 3. CHI/QI/PRANA: Atem. 5 Elemente der TCM. Meridian work: Stretch, Compress, Akupressur.
Tattvas - YinYoga Prinzipien
Verwende so wenig Muskel wie möglich. Entlaste den Muskel um das Bindegewebe zu erreichen. Gehe in die Pose mit Atem. Beginne beim Dan Tien, dem Schwerkraftzentrum unseres Körpers. Beginne bei der Wirbelsäule. Gehe vom näherliegenden Gelenk zum ferneren - core to extremity movement: do not punish the distal joint for what the proximal joint can't do. Schmiere dein Gelenk durch Bewegung ohne Last. Stärke dein Gelenk durch Last ohne Bewegung. YIN YOGA Prinzipien nach der Mitentwicklerin Sarah Powers:
1. Finde deine Grenze
2. Finde Stille: Der Körper still, der Atem still, dann wird auch der Geist still.
3. Erlaube einen langen Zeitraum. Lass die Schwerkraft wirken. Nicht pushen, nicht drücken, nicht irgendwohin wollen. Lass dich tief in deinen Körper hineinsinken. Entspanne dein Gesicht. Entspanne deinen Mund. Entspanne dein Kiefer. Lass deinen Aten frei fliessen. Dein Körper, deine Yoga. YIN YOGA orientiert sich an target areas. Versuche nicht, eine Pose einzunehmen, nach ihrem Aussehen (ästheisches Alignment) sondern nach der Begebenheit des Körpers (funktionelles Alingment). Schau nicht auf die Pose, schau auf deine Knochen und Gelenke.